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Landesdelegierte fordern mehr Telemedizin und weniger Fahrdienste beim ärztlichen Notdienst

Der ärztliche Notdienst muss dringend umstrukturiert werden. Darin waren sich die Landesdelegierten des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe im Rahmen ihrer Delegiertenversammlung am Samstag, 6. April, in Unna einig. In einem verabschiedeten Antrag fordern sie die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) auf, den Notdienst in mehreren Punkten grundlegend neu zu organisieren.

So müsse die telemedizinische Struktur deutlich ausgebaut und der Fahrdienst auf ein notwendiges Minimum reduziert werden. Unrentable Anwesenheitsdienste müssten 20240406 101522 konsequent abgeschafft und die jeweils geleisteten Dienste angemessen bezahlt werden. Die Vertretungsregelung im Notfall bzw. Krankheitsfall müsse überarbeitet und die Begleitung eines Arztes oder einer Ärztin bei Patient*innen müsse im Fahrdienst verpflichtend festgeschrieben werden. „Für die Zukunft muss gelten: Wir erfüllen die Notdienst-Aufgaben, die wir haben – aber wir erfüllen sie anders“, erklärte Lars Rettstadt, 1. Vorsitzender des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe. Zuvor hatte Dr. Volker Schrage, Landesdelegierter des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe, in seiner Funktion als stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KVWL von Neuorganisationsplänen der KV im Hinblick auf den Notdienst berichtet.

In seiner ersten Delegiertenversammlung als Vorsitzender des Landesverbandes blickte Lars Rettstadt auf den erfolgreichen Protest der Hausärztinnen und Hausärzte, sowohl in Westfalen-Lippe wie auch bundesweit, zurück, durch den es gelungen sei, einen lange geforderten Krisengipfel mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach und in diesem Zuge zahlreiche Kernforderungen der Hausärzteschaft durchzusetzen. Den nun laufenden Gesetzgebungsprozess werde man eng und kritisch begleiten, so Rettstadt.
Auch die jüngsten Entwicklungen bei der KVWL waren im Zuge der Delegiertenversammlung noch einmal Thema. „Wir als Hausärzteverband stehen für einen offensiven Umgang mit dieser Krise“, so Rettstadt. „Ja, sie muss intern aufgearbeitet werden. Aber ich sehe mich auch in der Pflicht, Bericht zu erstatten an die hausärztlichen Mitglieder der KVWL, denn immerhin geht es hier um ihr Geld!“ Der Fokus müsse, neben der professionellen Aufklärung der aktuellen Krise, darauf liegen, die Strukturen innerhalb der KVWL so zu organisieren, „dass so etwas in Zukunft nicht mehr passiert“.

Die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums, so genannte Level 1i-Kliniken zu ermächtigen, auch ambulante und hausärztliche Leistungen anzubieten und dies auch in Gebieten, die nicht von Unterversorgung bedroht sind, stieß bei den Landesdelegierten auf harsche Kritik. Hier sei „Rosinenpickerei“ seitens der Krankenhäuser zu erwarten, die ihren Fokus auf eine „Low cost Versorgung“ legten, befürchtete etwa Dr. Jens Grothues, 3. Vorsitzender des Landesverbandes. „Das würde den Markt der Nachfolge nochmal verkomplizieren. So wird die Freiberuflichkeit nach und nach abgeschafft und der Gesundheitsminister kommt damit seinem Ziel, einer Staatsmedizin, wieder einen Schritt näher“, so Grothues. Eine große Gefahr für den Nachwuchs machte auch Lars Rettstadt in diesen Plänen aus. „Denn letztlich ist es ja so: Level 1i – das sind wir!“

Nachdem der Bundesverband sich im vergangenen Jahr in Hausärztinnen- und Hausärzteverband umbenannt hatte, sprachen sich die Delegierten in Westfalen-Lippe nun ebenfalls mehrheitlich für eine Namensänderung ihres Landesverbandes aus. „Aus Sicht gerade der jungen Generation ist das ein wichtiges Signal und daher gehen wir diesen Schritt mit“, erklärte Delegiertensprecher Dr. Philipp Lettau. Die Namensänderung des Verbandes in Hausärztinnen- und Hausärzteverband Westfalen-Lippe stellt eine Satzungsänderung dar, die noch einmal Thema in einer Sonderdelegiertenversammlung sein wird. Erst danach kann sie im Vereinsregister eingetragen werden und erhält dann Gültigkeit.